Einführung

 

Jeder Bonsaianer kommt früher oder später auf die Idee, eine Wald- bzw. Landschaftspflanzung zu gestalten. Dieses kleine Heft soll helfen, die Gestaltung von Anfang an richtig anzugehen. Trotzdem würde ich jedem raten, einen Workshop mitzumachen, indem unter entsprechender Anleitung eine Waldgestaltung gemacht wird.

Warum gerade einen Wald? Wald- bzw. Landschaftsgestaltungen sind eine Möglichkeit die natürliche Schönheit der Natur im Kleinen darzustellen. Gehen Sie mit offenen Augen durch einen Wald oder am Waldrand entlang, werden Sie feststellen, dass die Waldbäume ein anderes Wuchsverhalten haben, als allein stehende Bäume auf einer Wiese. Ein einzelner Baum auf einer fruchtbaren Wiese wird groß und stark wachsen, mit einem mächtigen Stamm und weit ausladenden Ästen. Im Wald ist die Situation für die einzelnen Bäume eine andere, jeder Baum konkurriert mit anderen Bäumen um Licht, Wasser und Nährstoffe. Aufgrund der natürlichen Enge, nehmen sie sich gegenseitig das Licht, weshalb sie aufwärts streben. Sie haben lange, schlanke Stämme. Die Bäume am Waldrand oder an Lichtungsrändern haben genug Licht, um ihre Äste nach außen ausbreiten zu können. Im Inneren werden nur die stärksten und ältesten Bäume dominieren. Die kleineren Bäume neigen sich von ihren größeren Nachbarn weg, zum Licht hin.

 

Jeder, der eine solche Landschaftspflanzung gestalten möchte, sollte vorher einen ausführlichen Spaziergang im Wald und am Waldrand machen. Hierbei sollte genau auf die oben aufgeführten Merkmale geachtet werden, denn nur das Wissen um das natürliche Wuchsverhalten hilft uns, eine glaubhafte und effektvolle Landschaftsgestaltung durchzuführen.

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht der Arbeitskreis Bonsai-Club-BraWo.

 

Gestaltung von Wald- bzw. Landschaftspflanzungen

Bevor wir mit dem eigentlichen Gestalten anfangen, wollen wir uns mit  ein wenig Theorie beschäftigen. Bei Wald- bzw. Landschaftspflanzungen wollen wir uns der Tricks bedienen, die jeder Landschaftsmaler anwendet. Durch unterschiedliche Größen der Bäume in unserer Gestaltung erzeugen wir die Illusion von Perspektive. Die großen Bäume kommen in den Vordergrund, die kleineren nach hinten und an die Seite. Dies erzeugt den Eindruck von Tiefe in der Landschaft, obwohl unsere Schale oder Steinplatte relativ zur Landschaft  nur klein ist. Eine weitere Möglichkeit diesen Eindruck zu verstärken, ist das versetzte Pflanzen von unterschiedlich dicken Stämmen. Diese sollten ebenfalls auf unterschiedlichen Ebenen stehen, es entsteht hier ein Auf und Ab des Waldbodens, was perspektivisch außerordentlich wirkt. Die Bäume sollten so angeordnet werden, dass von keiner Seite 3 Bäume eine Linie bilden. Es sollten nie eine gerade Anzahl von Bäumen verwendet werden. Symmetrie ist in Wald- bzw. Landschaftspflanzungen verpönt!

Ein Hauch von Weite muss beim Betrachten der Wald- bzw. Landschaftspflanzungen entstehen. Der Betrachter muss sich vorstellen können ,dass er zwischen den Bäumen wandeln könnte. Entsteht dieser Eindruck, hat der Gestalter das Optimum mit seiner Kreation erreicht.

 

 

Welche Bäume sollen eingesetzt werden?

Für Wald- bzw. Landschaftsgestaltungen lassen sich Buche, Birke, Zeder, Sicheltanne, Ulme, Hainbuche, Wacholder, Lärchen, Eichen, Fichten und Ahorn verwenden. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welche er verwenden will. Ich für meinen Teil brauche immer eine innere Beziehung zu dem Baum, den ich gestalten will, dies gilt auch für eine Landschaftsgestaltung. Wenn ich mir klar bin, welche Bäume ich einsetzen will, muss ich bestimmen, wie viele. Denkt daran, immer eine ungerade Anzahl. Die Bäume  sollten unterschiedlich groß sein und unterschiedliche Stammdicken haben.

Welche Art von Schale soll verwendet werden?

Üblicherweise verwendet man flache, ovale Schalen, jedoch werden in den letzten Jahren auch vermehrt flache Stein- bzw. Felsplatten verwendet. Diese Steinplatten geben einer Wald- bzw. Landschaftsgestaltung noch mehr Natürlichkeit. Diese Steinplatten bekommt man in Steinbrüchen oder im Bonsaihandel. Teilweise werden auch Steinplatten gezielt für eine bestimmte Gestaltung hergestellt. Hierzu kann beim Autor gezielt nachgefragt werden. Weiterhin werden Steinplatten aus farbigem Kunststein angeboten. Es ist eine reine Geschmacksfrage, was man für seine eigene Gestaltung verwenden will.

Welche Bonsaierde wird verwendet?

Wir verwenden normalerweise unsere Standardmischung, d.h. 40% Akadama (japanisches Lehmgranulat), 30% scharfer Sand, 20% Split und 10% Humuserde. Diese Teile werden sehr gut miteinander vermischt und ergeben eine exzellente Erdmischung, die locker, wasserhaltend und trotzdem luftig ist.

Nach Klärung dieser Fragen könnten wir eigentlich loslegen, aber bevor wir das tun, sollte man sich vorher noch ein paar Gedanken über die eigentliche Gestaltung machen. Am besten nimmt man sich ein Blatt Papier und skizziert seine eigenen Vorstellungen darauf. Hier ist es noch einfach, bei Nichtgefallen wieder wegzuradieren. Bei eingesetzten Bäumen ist dies etwas schwieriger, darum, lieber vorher ein Gedanke mehr, als hinterher die Bäume mehrmals umzusetzen.

        

 

Die Skizze stellt den Aufstellplan in der Draufsicht dar. Die schwarzen Punkte mit den Pfeilen stellen die Stämme und die Richtung des Neigungswinkels dar. Nur die beiden Hauptbäume stehen aufrecht. Schon die Draufsicht lässt erkennen, dass die Bäume keine gemeinsame Linie bilden. Ebenso sind die Stämme unterschiedlich dick. Bei vorgestellter Frontbetrachtung wird klar, dass kein Baum hinter dem anderen steht. Solche kleinen Skizzen sind ungeheuer hilfreich bei der Planung einer Wald- bzw. Landschaftspflanzung.

Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen Schritt für Schritt zeigen und erklären, wie man bei der Gestaltung von Wald- bzw. Landschaftspflanzungen vorzugehen hat.

 

Ich gestalte eine Landschaftspflanzung aus Lärchen. Unten finden Sie die fertige Landschaft.

 

 

 

 
 

 

Schritt 1: Vorbereitung der Schale

Unabhängig davon, ob man eine Schale oder eine Felsplatte verwendet, sind an der Schale gewisse Vorbereitungen zu tätigen. In diesem Fall handelt es sich um eine Felsplatte aus Sandstein, die speziell für diese Landschaftspflanzung von mir angerfertigt wurde.

 

                      

 

 

 

 

 

Es handelt sich um eine bräunlich, graue Sandsteinplatte mit den Abmessungen ca.75x30cm und 5cm Dicke. Im Urzustand ist diese Platte rechteckig aus einer Krustenplatte geschnitten, d.h. die Platte wird an den Rändern behauen und dann in der Mitte ausgeschnitten und behauen. Wenn Sie daran Interesse haben zu sehen, wie so eine Platte hergestellt wird, sprechen Sie mich an.

 

 

 

               

 

 

 

Die großen Löcher sind zum Wasserablauf gedacht. Diese werden mit einem Sieb aus Plastik (siehe rechtes Bild ) abgedeckt, um den Verlust von Erdreich zu verhindern. Die Siebe werden mit einem Stück Draht in den Löchern verankert.

 

 

 

                                         

 

 

 

Die Löcher am inneren Rand der Schale dienen zur Aufnahme des Halte- bzw.Bindedrahtes. Dieser Draht ist erforderlich, um die einzelnen Bäume sicher auf der Steinplatte zu fixieren, sie werden kreuz und quer über die Wurzelballen gespannt. Dies ist erforderlich, um Standfestigkeit der Pflanzen bis zu einer ausreichenden Durchwurzelung der Erde zu gewährleisten. Dieser kann, bei Bedarf, später entfernt werden.

 

 

 

Schritt 2: Stellprobe auf der Steinplatte

 

Um die Hauptbäume und die Größen zu bestimmen, stellt man die Bäume auf eine ebene Fläche nebeneinander auf. In diesem Falle handelt es sich um 13 europäische Lärchen ( Larix decidua ) unterschiedlicher Größen und Alters. Ich bestimme meine Haupt-, Neben- und Außenbäume nach Größe und Stammdicke. Die Aufteilung der zwei Gruppen lege ich anhand meiner Skizze fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                     

 

                            1.Gruppe                                                       2.Gruppe                 

 

Hierbei sollte , wie bereits erwähnt, darauf geachtet werden, daß sich die Stämme nicht hintereinander in einer Linie befinden. Außerdem sollte auch später bei der Erdeindeckung darauf hingearbeitet werden, unterschiedliche Höhen des Erdreiches zu haben, um so den optischen Eindruck einer Landschaft zu verstärken. Hierdurch erzielt man die Tiefenwirkung.

 

                                      

 

                                         13 Lärchen unterschiedlich alt und groß

  

 

     Die beiden Hauptbäume                                  Gesamtaufstellung nach Skizze

 

Schritt 3: Vorbereitung der Bäume und Aufsetzen auf die Steinplatte

 

 

 

Zuerst füllt man einige Hände voll Erdmischung in den Pflanzbereich der ersten Pflanzengruppe, um Pflanzgrund zu schaffen. Anschließend nimmt man die erste Pflanzengruppe aus ihren Containern. Die Erde wird locker von den Wurzeln abgestreift. Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Erde fast trocken ist. Es sollte immer mit dem Hauptbaum begonnen werden. Er wird als erster auf seinen Platz gesetzt. Nun wird jeder daneben geplanter Baum gesetzt. Reihenfolge von groß auf klein, oder besser gesagt vom Hauptbaum nach hinten und zur Seite. Jetzt befindet sich die Teilgruppe in lockerer Aufstellung auf der Platte. Um die Aufstellung optisch zu prüfen, geht man auf Augenhöhe mit den Bäumen. Man betrachtet die Form als ganzes, betrachtet die Stellung der Bäume zueinander und korregiert diese, wenn erforderlich. Auch die unteren Stammelemente sollte man in Augenhöhe betrachten, um sich überdeckende oder hintereinanderliegende Bäume zu lokalisieren. Dies sollte ebenfalls korregiert werden. Man sollte diese Betrachtungsweise von vorn, seitlich und hinten vornehmen und das mehrmals. Nehmen Sie sich für die Aufstellung und Ausrichtung genug Zeit. Jetzt können Sie noch ohne große Probleme korrigieren, verändern bzw. umstellen, da die Bäume nur lose auf ihren zukünftigen Plätzen stehen. Zwischendurch sollten Sie die Wurzeln mit Wasser besprühen, um diese nicht austrocknen zu lassen. Hierzu eignen sich hervorragend die sehr billigen Feinsprühflaschen. Wenn Sie sicher sind, daß alle Bäume ihren richtigen Platz und Stellung haben, sollten Sie diese mit Draht (vorher bereits vorbereitet, s.Bild 3) fixieren. Dies wird am besten durch Verspannen der sich gegenüberliegenden Drahtenden erreicht. Man kann auch über Kreuz spannen. Die beiden jeweiligen Drahtenden werden zusammengerödelt und mit einer Rindenzange ( Flachzange geht auch ) fest verdreht. Dadurch erhält der Draht Spannung, welche wiederum die Wurzeln fest auf die Bonsaierde spannt. Die Spannung muß einerseits so sein, daß der Baum fest fixiert wird, andererseits dürfen die Wurzeln nicht gequetscht werden, um den Nährstofftransport zu unterbrechen. Ist dies erledigt, füllt man diesen Bereich mit der Erdmischung auf (achten Sie auf unterschiedliches Niveau ). Sprühen nicht vergessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                       

 

Nun wird auf der rechten Seite der oben beschriebene Ablauf mit der zweiten Pflanzengruppe  wiederholt.

 

                               

 

Schritt 4: Fertigstellung der Landschaftspflanzung

 

Nachdem nun alle Bäume richtig stehen und der Untergrund angepasst wurde, muss man nochmals die nun gestaltete Landschaft aus Augenhöhe eindringlich betrachten. Was fällt auf? Man richtet sein Augenmerk speziell auf die äußeren Baumkonturen. Alle Äste bzw. Triebe, die nicht in die Form oder Kontur passen, müssen entfernt werden. Bitte betrachten Sie die folgenden beiden Bilder. Hier können Sie deutlich sehen, dass die Spitzentriebe der einzelnen Bäume, die nicht in die Gesamtlinie passen, noch geschnitten werden müssen. Die Hauptbäume sollten sich jedoch noch abheben.

 

 

 

  

 

Ebenso sollte die Draufsicht und die Seitendraufsicht nach abstehenden, nicht in die Linie passende Triebe, geprüft werden. Auch hier wird geschnitten.

 

 

 

              

 

Man kann in beiden Bildern eindeutig die Linie erkennen. Hier muss man nun das Triebverhalten der neu gepflanzten Bäume beachten.

 

Ist dies nun alles getan, kann man nun noch letzte Kleinigkeiten, wie den Rand von Erdresten reinigen, leichtes Andrücken der oberen Erdschicht, wässern usw. erledigen. Stichwort wässern! Beim Wässern von frisch gestalteten Landschaftspflanzungen muss man entsprechend vorsichtig vorgehen. Da bei Landschaftspflanzungen die Schalen oder Felsplatten sehr flach sind, besteht hier die Gefahr, dass die noch relativ lose liegende Erdmischung beim Gießen weggespült wird. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Pflanzung in ein flaches Becken stellen, indem das Wasser kurz unter dem Pflanzschalenrand steht. Das Wasser wird von unten durch die Löcher hochsteigen und die Erde wässern. Eine zweite Möglichkeit ist es, die Pflanzung mit einer Feinstbrause von oben mit kurzen, wiederholten, hin und her bewegten Schwüngen, an zugießen.

 

 

 

Schritt 5: Gestaltung der Erdoberfläche

 

 

 

Wo bleibt das Moos, das den Waldboden darstellen soll, werden Sie fragen. Bei den meisten Wald- bzw. Landschaftspflanzungen legen die Gestalter Moosplatten oder Moosstücke auf den Erdboden, um ein möglich schnelles, fertiges Bild ihrer Gestaltung zu erzielen. Aber dies ist nicht der einzige Grund, warum Moose zur Bedeckung der Erdoberfläche eingesetzt werden. Moose regulieren sehr gut den Wasserhaushalt. Man sammelt vor der Gestaltung Moos in der freien Natur ein. Aber Vorsicht! Nicht alle Moossorten sind für die Bonsaigestaltung geeignet. Gut geeignet sind nur Moose, die flach wachsend sind, zu bevorzugen sind hierfür die Arten von sonnigen und nährstoffarmen Untergründen. Moose von feuchten Untergründen oder Bäumen sind nur bedingt geeignet. Moose aus dem Wald sind nicht geeignet, da es zu hoch wird. Hat man das entsprechende Moos gefunden, löst man es vorsichtig vom Untergrund, um möglichst große Stücke zu bekommen. Diese Moosstücke werden gut gewässert und am Ende der Gestaltung auf die Erde gelegt und mit dünnem Bonsaidraht im Untergrund fixiert. Diese Fixierung soll verhindern, dass das Moos sich bei Austrocknung nach oben wölbt und sich vom Untergrund abhebt. Gleichzeitig soll die Fixierung dazu beitragen, dass das Moos schnell am Erdreich festwächst. Leider passiert es immer wieder, dass trotz aller Sorgfalt und nachhaltiger Pflege das Moos nicht anwächst und abstirbt. Im Endeffekt muss es wieder entfernt werden und man beginnt von vorn. Ich benutze diese Methode nur vor Ausstellungen, um kurzzeitige Effekte zur Ansichtsverbesserung zu erzielen. Es gibt mehrere Methoden, einen dichten Moosrasen zu bekommen.

 

  1. Nichtstun! Man wartet ab, bis sich von selbst Moos durch herumfliegende Sporen ansiedelt.

  2. Man nimmt gesammeltes, frisches Moos, zerkleinert es und bringt es auf die Erdoberfläche auf. Wenn man möchte, streut man feinstes Erdsubstrat leicht darüber, um eine Integrierung des Mooses in den Untergrund zu erleichtern. Hintergrund hierzu ist, dass Moose in der Lage sind, selbst aus kleinsten Bruchstücken von Pflanzenteilen neue Moospflanzen zu bilden. Dies ist der Weg der vegetativen Vermehrung.

  3. Man nimmt gesammeltes Moos und trocknet es. Anschließend zerkrümelt man es in kleinste Bestandteile. In dieser Form lagert man es bis zum Einsatz trocken in einem Behältnis. Für den Gebrauch mischt man es mit feinstgesiebter Erdmischung und verbringt diese als letzte Lage auf den Boden der Gestaltung. Bei entsprechender Boden- und Luftfeuchtigkeit (sprühen und gießen ) keimen die Sporen bald und bedecken die Oberfläche mit einem natürlich gewachsenen Moosrasen.

 

Ich persönlich halte aus Erfahrung die 3. Methode für die Beste, jedoch dauert sie auch am längsten. Aber die erforderliche Geduld macht sich mit einem entsprechenden Ergebnis bezahlt. 

Schritt 6: Wässern

Nach Erledigung all dieser Schritte, muss die Wald- bzw. Landschaftspflanzung ausreichend gewässert werden.

 

 

 

 
 

 


Aber Achtung: nicht einfach mit einem Schlauch oder einer normalen Gartengießkanne Wasser darauf gießen. Der kräftige Wasserstrahl würde die noch lose Erdmischung sofort wegspülen. Für das Angießen muss man eine Gießkanne mit feinstem Gießstrahl verwenden, übrigens gilt das allgemein für das Gießen von Bonsai.

Besitzt man mehrere Bonsai, so ist es eventuell angebracht, eine entsprechende Gießkanne anzuschaffen. Diese gibt es aus Edelstahl oder Kupfer im Fachhandel.

Um vorsichtig anzugießen, beginnt man damit neben der Pflanzung, um den Brausendurchfluß durch die richtige Neigung einzustellen. Anschließend schwenkt man diesen Strahl leicht über der Pflanzung hin und her, um nicht zu lange auf einer Stelle zu verharren. Damit verhindert man den Spüleffekt, der zum Wegspülen der noch losen Erdmischung führt. Man sollte nur kurz angießen und dann stoppen. Jetzt hat das Wasser die Möglichkeit zu versickern. Nach einer kurzen Pause wiederholt man diesen Vorgang so oft, bis die Erde vollständig durchtränkt ist.

Schritt 7: Aufstellen

Jetzt braucht unsere Wald- bzw. Landschaftspflanzung erst einmal Ruhe, um sich vom Pflanzstreß zu erholen. Dies passiert am besten an einem halbschattigen, windgeschützten Stellplatz (siehe folgendes Bild). Hier können die Bäume mit der neuen Durchwurzelung beginnen. Ob dies erfolgreich verläuft, erkennt man an den Austrieben. Es muss unbedingt, je nach Wetterlage, darauf geachtet werden, dass der Boden nicht austrocknet.

Aber Achtung: - nicht austrocknen – heißt nicht nass, sondern feucht! Zu nasses Erdreich führt zu Wurzelfäule. Folge: die Bäume sterben ab. In Europa sterben mehr Bonsai durch Ertrinken, als durch Vertrocknen. Hier ist wirklich mit Fingerspitzengefühl zu arbeiten und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn die Oberfläche der Erde abgetrocknet ist, heißt dies noch lange nicht, dass gegossen werden muss. Darunter kann die Erde noch ausreichend feucht sein. Und damit komme ich auf das Fingerspitzengefühl zurück. Ich nehme meinen Zeigefinger und schiebe ihn vorsichtig unter die obere Erdschicht und fühle! Fühle ich Feuchtigkeit, wässere ich zu einem späteren Zeitpunkt. Allgemein bekommt man in kürzester Zeit ein Gespür dafür, wie viel Wasser und wie oft gewässert werden muss.

 


In den ersten 6 – 8 Wochen darf auf keinen Fall gedüngt werden, weil dies die Durchwurzelung behindern oder verzögern würde. Grund: Findet der Baum dicht an seinen Hauptwurzeln mit kurzen Haarwurzeln Nahrung, treibt er weniger Wurzeln aus, um Nahrung in anderen Bereichen zu finden. Die Durchwurzelung fällt geringer aus oder findet gar nicht statt. Der Baum ist dadurch allgemein geschwächt und somit höher anfällig gegen Krankheiten und Ungeziefer.

 

Nach Ablauf der oben genannten Zeit kann die Wald- bzw. Landschaftspflanzung auch auf ihren eigentlichen Stellplatz gebracht werden. Dieser richtet sich nach der Baumart. Bei meinem Lärchenwald ist dies ein Platz auf einem Regal an meiner Hauswand, die vom späten Vormittag bis zum Abend Sonne hat.

 

Eigentlich ist hiermit die eigentliche Beschreibung über Planung, Gestaltung und Aufbau einer Wald- bzw. Landschaftspflanzung abgeschlossen, jedoch möchte ich noch einige Punkte anschneiden, die für die weitere Behandlung und Pflege von Nutzen sind.

 

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Pflege einer Wald- bzw. Landschaftspflanzung über die vier Jahreszeiten. Hierbei muss meine Pflege auf die Bedürfnisse der Baumart zur entsprechenden Jahreszeit ausgerichtet werden. Wie schon erwähnt, ist das Wuchsverhalten im Wald unterschiedlich zu einzelnen Bäumen. Es herrscht ein starker Konkurrenzkampf der Bäume untereinander, jeder will die meiste Nahrung, das meiste Wasser und das meiste Licht. Es besteht die Gefahr bei nicht gezielter Düngergabe, dass die Stärksten noch stärker werden und die Schwachen irgendwann absterben. Eigentlich ist das in der Natur nur natürlich, jedoch wollen wir dies nicht bei unseren Landschaftspflanzungen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass alle Bäume ihrem Größenverhältnis und ihrer Position in der Gruppe entsprechend mit Dünger versorgt werden. Normalerweise verwendet man Flüssigdünger, welches dem Gießwasser zugemischt wird. Hier ist eine unterschiedliche Dosierung, wie oben angeführt, nicht möglich. Man kann Dosierungen einzeln mit einer Einwegspritze in den einzelnen Bereichen vornehmen, jedoch gehören hierzu auch gewisse Erfahrungen oder Erkenntnisse, die sich jeder selbst durch TRY and ERROR erarbeiten muss. Es ist schnell zu hoch dosiert und der Bereich wird vom Dünger verbrannt und stirbt ab. Ein anderer Weg ist Lanzeitdünger in Perlen- bzw. Pelletform. Diesen kann man gezielt positionieren, aber auch hier muss auf ein ‘Zuviel‘ geachtet werden. Eine Wald- bzw. Landschaftspflanzung sollte eher sparsam gedüngt werden, weil die Schale flach und damit nur eine geringe Erdmenge vorhanden ist. Wenn zu oft organischer Dünger verwendet wird, führt dies zur Übersäuerung des Bodens. Dadurch können die Bäume stark geschädigt werden. Als erstes verblassen die Blätter bzw. Nadeln und fallen ab, dann stirbt der Baum ab. Zu den organischen Düngern gehören Hornspäne, Fischmehl, Knochenmehl und Rapsschrot. Sie werden einzeln oder als Mischungen angeboten. Es gibt sie in Grobkorn- , Pulver- oder Kugelform.

 

Gedüngt wird nur in der Wachstumszeit, d.h. vom Frühjahr bis zum Herbst. Im Frühjahr und Sommer sollte der Dünger einen höheren Stickstoffanteil haben, im Herbst erfolgt die Abschlussdüngung mit einem Phosphor-Kalium-Dünger, um die Bäume winterhart zu machen. Im Winter wird nicht gedüngt!

 

Auch wenn sich dies alles kompliziert anhört bzw. liest, sollte man keine Panik entwickeln. In der Regel läuft es positiv, wenn man ein wenig vorsichtig und umsichtig mit Dünger umgeht. Außerdem kann man sich jederzeit bei uns Rat holen.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Umgang mit Schädlingen und Krankheiten. Diese sind natürlich unterschiedlich bei den einzelnen Baumarten. Ich werde hier nicht weiter auf diesen Punkt eingehen. Hierzu gibt es hinreichend Literatur, z.B. das Buch von Josef Somm: ‘Wege zur Gesundheit Ihrer Bonsai‘. Hier wird alles sehr ausführlich beschrieben. Dies Buch ist bei uns im Bonsai-Garten zu erhalten, ebenso stehen Ihnen hier wiederum Fachleute mit Rat und Tat zu Seite.

 

 

Ich hoffe, dass diese kleine, praxisbezogene Darstellung dazu beigetragen hat, Ihnen die eine oder andere Hilfestellung bei der Gestaltung Ihrer Wald- bzw. Landschaftspflanzung zu geben.

 

 

 
   

 

 

Unten sehen Sie die Landschaftspflanzung im Herbstlaub November

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

                      Weitere Beispiele einer Wald- bzw. Landschaftspflanzung:

 

 

 

 
 

 

 

 

           Wacholderwald

 

 

 

 

 

 
 

 

 

            Mischwald aus Hainbuchen und Lärchen